Infraschall durch Doppelfenster
12 Schritte, 4 Top-Setups
Du hörst oder spürst zu Hause einen tiefen Brummton und fragst dich, ob deine Fenster helfen oder alles schlimmer machen? In diesem Leitfaden erfährst du klar und verständlich, wie Infraschall durch Doppelfenster entsteht, welche Rolle Wellenlänge, Luftspalt und Dichtheit spielen und warum manche Maßnahmen dämpfen, andere aber Resonanzen hervorheben.
Wir ordnen die wichtigsten Grundlagen ein und zeigen dir mit Beispielen aus Wohnungen und Häusern, wann Doppelverglasung, Vorsatzscheiben und elastische Randverbünde wirksam sind. So erkennst du, unter welchen Bedingungen Infraschall durch Doppelfenster abnimmt – und in welchen Konfigurationen er unbeabsichtigt verstärkt werden kann.
Wenn du Schritt für Schritt prüfen möchtest, ob kleine Anpassungen genügen oder ob du besser eine Messung planst, bist du hier richtig: Die folgenden 12 Schritte und 4 Profi-Setups führen dich praxisnah durch Diagnose, Abdichtung, Entkopplung und sinnvolle Sekundärverglasung – damit du den Brummton strukturiert und nachhaltig angehst.
Was ist Infraschall, und warum ist er so hartnäckig?
- Wellenlänge & Frequenz: Infraschall bezeichnet sehr tiefe Frequenzen (unter ~20 Hz) mit extrem langen Wellenlängen. Lange Wellen beugen sich um Hindernisse, gehen durch Leckagen hindurch und können Bauteile in Eigenfrequenz versetzen. Deshalb wirkt er oft als Dröhnen statt als „klassischer Lärm“.
- Luftschall vs. Körperschall: In geschlossenen Räumen koppelt tieffrequenter Luftschall schnell in Körperschall ein (und umgekehrt). Fensterrahmen, Laibungen, Rollladenkästen und selbst Möbel können schwingen und den Brummton fühlbar machen.
- Dämpfung bei tiefen Frequenzen: Während moderne Fenster hohe und mittlere Frequenzen gut dämmen, ist die Dämmung im Infraschallbereich naturgemäß schwach. Entscheidend sind:
- Masse (schwere Scheiben, massive Rahmen),
- Dichtheit (keine Leckagen),
- Entkopplung (keine starre Kraftübertragung),
- Vermeidung von Resonatoren (keine „Pfeifen“ oder Helmholtz-Effekte).
Infraschall durch Doppelfenster: Chancen & Risiken
Was Doppelverglasung grundsätzlich leistet:
Zwei Scheiben plus Luftzwischenraum erhöhen die Schalldämmung gegenüber Einfachglas. Je größer der Luftspalt, desto besser – bis eine Resonanzgrenze erreicht ist. Unterschiedliche Glasdicken verschieben kritische Frequenzen und verbessern die Gesamtwirkung.
Warum Infraschall dennoch „durchkommt“:
Die Schwäche: Infraschall hat so lange Wellen, dass selbst gute Doppelverglasung nur begrenzt wirkt. Zudem kann der Luftspalt zwischen den Scheiben als Helmholtz-Resonator funktionieren, wenn Leckagen oder Öffnungen vorhanden sind. Dann wird nicht gedämpft, sondern an einer bestimmten Frequenz sogar verstärkt.
Typische Quellen und Wege in Wohnungen
Außen → Innen (Luftschall-dominant)
- Wärmepumpe/Kompressor, Trafohäuschen, Lüftungsaggregate, Verkehr.
- Signal: Stärker wahrnehmbar an Fensterfassaden, schwächer in innenliegenden Räumen; Fensterstatus ändert Pegel.
Innen → Bauteile (Körperschall-dominant)
- Heizungs-/Zirkulationspumpen, Aufzug, Waschmaschinen (vor allem beim Schleudern).
- Signal: Vibrationen an Rohrleitungen/Heizkörpern; spürbar am Geländer oder am Boden neben Installationsschächten.
Schächte, Decken, Trennwände
- Installationsschächte koppeln Wohnungen; Massive Decken leiten tiefe Frequenzen weit.
- Signal: Ton bleibt in vertikaler Linie (unter/über dir) ähnlich; Kontakt-Test liefert klare Hinweise.
Wann Doppelfenster den Brummton verstärken
Helmholtz-Resonator durch Leckagen:
Kleine, ungewollte Öffnungen (Falzlüfter, undichte Dichtungen, Steckdosen in Laibungen) können zusammen mit dem Luftvolumen im Fenster einen Resonator bilden. Ergebnis: Ein enger Frequenzbereich wird hervorgehoben – der wahrgenommene Infraschall durch Doppelfenster nimmt zu.
Starre Rahmenkopplung:
Wenn Fensterrahmen starr mit der Wand verbunden sind, übertragen sie Körperschall. Tiefe Anregungen aus dem Gebäude (z. B. Haustechnik, Verkehr, entferntes Aggregat) gelangen so direkt auf die Scheiben und in den Raum.
Falsch montierte Vorsatzscheiben:
Eine zusätzliche Vorsatzscheibe (Sekundärverglasung) kann helfen – oder schaden. Zu kleiner Luftspalt, falsches Dichtmaterial, ungleichmäßiger Randverbund oder identische Scheibendicken begünstigen Resonanzen.
Wann Doppelfenster und Vorsatzscheiben wirklich helfen
Größerer Luftspalt, unterschiedliche Dicken
Für tiefe Frequenzen ist ein größerer Abstand zwischen innerer und äußerer Scheibe sinnvoll. Unterschiedliche Glasdicken verschieben die Koinzidenzgrenzen – so „teilen“ sich die Scheiben die Arbeit besser.
Hochwertige, elastische Dichtungen:
Durchgängige, weichelastische Silikondichtungen (statt sprödem Acryl) sorgen für Dichtheit ohne starre Kopplung. Wichtig ist ein sauberer, luftdichter Randverbund, der auch nach Jahren nicht schrumpft.
Entkopplung an kritischen Stellen:
Elastische Zwischenlagen (z. B. EPDM-Band) zwischen Rahmen und Laibung reduzieren Körperschall. Auch das massivere Innenblatt (z. B. ESG/VSG) oder schwerere Vorsatzscheiben verbessern die Dämpfung.
Rollladenkästen & Laibungen:
Rollladenkästen sind häufige Leckage- und Resonanzquellen. Eine luftdichte Innenabdeckung mit dämmendem, aber nicht starr gekoppeltem Material reduziert tieffrequente Kopplung.
Praxis-Checkliste: Dein 12-Punkte-Plan
- Geräuschprofil notieren: Wann tritt der Brummton auf? Uhrzeiten, Wetter, Heizungsbetrieb, Verkehrsaufkommen.
- Raumweise prüfen: Schlafzimmer, Wohnzimmer, Arbeitszimmer – wo ist es am stärksten?
- Fensterdichtungen inspizieren: Risse, Schrumpfungen, harte Dichtlippen austauschen.
- Falzlüfter testen: Vorübergehend abdichten (z. B. mit Kreppband) und Veränderung dokumentieren.
- Luftspalt messen: Bei Doppelfenstern bzw. Vorsatzscheiben Abstand ermitteln; zu kleine Spalte begünstigen Resonanz.
- Rahmenkopplung checken: Fühlst du Vibration am Rahmen/Laibung? Leicht andrücken, mit der Hand prüfen.
- Rollladenkasten abdichten: Innen luftdicht schließen; Wartungsklappen mit Dichtband nachrüsten.
- Unterschiedliche Scheibendicken: Prüfen (Rechnung/Typenschild). Falls identisch, Fachberatung für Asymmetrie einholen.
- Sekundärverglasung planen: Innen-Vorsatzscheibe mit größerem Luftspalt, elastischem Randverbund, anderen Glasdicken.
- Schwere & Masse erhöhen: Dickere, schwerere Innenplatte bevorzugen; keine starren Direktverschraubungen.
- Vibrationspfade suchen: Heizkörper, Fensterbänke, Einbauten leicht entkoppeln (Gummistreifen, Filz).
- Vergleichsmessung anstreben: Vorher/nachher mit Langzeitpegeln (Tendenzen) protokollieren.
Installationskonfigurationen, die sich bewährt haben
Sekundärverglasung (Innen-Vorsatzscheibe):
- Luftspalt ≥ 80–120 mm anstreben (je nach baulichen Möglichkeiten).
- Andere Glasdicke als Bestand (z. B. 6 mm außen, 8–10 mm innen).
- Elastischer Randverbund (Silikon/EPDM) statt harter Acrylfugen.
- Keine Durchdringungen im Spalt (keine Kabel, keine offenen Lüfter).
Dichtmaterialien & Randverbund:
- Silikon für dauerelastische, luftdichte Fugen.
- Kompriband/EPDM zur Entkopplung zwischen Rahmen und Laibung.
- Saubere Anschlussfugen ringsum; Fugenbreite gleichmäßig, keine Lücken.
Gesteuerte Lüftung statt Leckagen:
Wenn du Falzlüfter nutzt: gezielt und schließbar. Für die Diagnosephase können sie vorübergehend abgeklebt werden. Dauerhafte Frischluftzufuhr sollte kontrolliert und nicht über zufällige Spalten erfolgen.
Rollladenkästen
- Innen luftdicht verschließen (Dichtband + dicht schließende Klappen).
- Evtl. dünne schwere Lage (z. B. schwere Bauplatte) hinter der Abdeckung – elastisch angeschlossen.
- Keine starren Verschraubungen, die Körperschallbrücken erzeugen.
Häufige Mythen (kurz erklärt)
- Mehr Glas hilft immer: Nicht immer. Ohne Dichtheit und Entkopplung kann Infraschall durch Doppelfenster sogar lauter wirken.
- Mini-Luftspalte sind ideal: Zu kleine Abstände fördern Resonanzen.
- Harte Fugen sind langlebiger: Starre Fugen koppeln besser – schlecht bei tiefen Frequenzen.
- Rollladenkasten ist dicht: Oft die größte Schwachstelle im Raum.
Möchtest du wissen, ob eine Vorsatzscheibe, eine Änderung des Luftspalts oder eine Entkopplung am Rahmen in deinem Fall den größten Effekt bringt?
FAQ (Häufige Fragen)
Infraschall durch Doppelfenster
Nicht immer. Je nach Luftspalt, Dichtheit und Glasdicken kann Infraschall durch Doppelfenster sogar verstärkt werden, wenn ein Resonator entsteht.
Ein größerer, luftdichter Spalt verschiebt Resonanzen nach unten und verbessert oft die Dämpfung. Für Infraschall durch Doppelfenster sind 80–120 mm häufig vorteilhaft.
Bei tiefen Frequenzen meist nicht. Starre Fugen koppeln Körperschall. Elastische Dichtungen mindern Infraschall durch Doppelfenster wirksamer.
Ja, asymmetrische Dicken verteilen kritische Bereiche. Das verbessert die Chancen, Infraschall durch Doppelfenster zu reduzieren.
Sehr. Sie sind häufige Leckage- und Resonanzquellen. Eine luftdichte, elastisch angeschlossene Abdeckung senkt Infraschall durch Doppelfenster oft spürbar.
Für Tendenzen ja. Ob Maßnahmen nachhaltig wirken, zeigt eine fachkundige Infraschall- und Ultraschallmessung mit Langzeitbewertung.
Fazit
Doppelfenster sind kein Allheilmittel, können aber viel bewirken, wenn Luftspalt, Dichtheit, Entkopplung und die Vermeidung von Resonatoren zusammenspielen. Mit asymmetrischen Scheibendicken, elastischen Fugen und einer sauberen Ausführung an Rollladenkästen lässt sich Infraschall durch Doppelfenster oft spürbar reduzieren.
Entscheidend ist die Kombination der Maßnahmen: Prüfe systematisch, dokumentiere Veränderungen und plane bei Bedarf eine fachkundige Bewertung. So findest du heraus, welche Konfiguration Infraschall durch Doppelfenster in deinem Zuhause wirklich nachhaltig verringert – statt nur Symptome zu verschieben.
Wenn du eine fundierte Einschätzung wünschst, unterstützen wir dich mit professionellen Infraschall- und Ultraschallmessungen und konkreten Empfehlungen für deinen Fall. Mehr Hintergründe, Beispiele und den direkten Kontakt findest du auf der Startseite von Umweltmessung.com.
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